MS – Die Krankheit mit tausend Gesichtern

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Wie sieht Multiple Sklerose (MS) aus?

Als ich im Jahr 2008 die Diagnose Multiple Sklerose erhielt, hatte ich ziemlich genau zwei Gesichter vor Augen. Im Ärztenotdienst hatte ich einige Zeit zuvor zwei an MS erkrankte Patienten besucht. Beide waren in keiner guten Verfassung und beide hatten sich mir nachhaltig eingeprägt. Ich war mir sicher, auch meine Zukunft würde so aussehen. Ich kannte niemanden, der mit der Diagnose MS ein in meinen Augen wirklich lebenswertes Leben führte. Das machte für mich diese Diagnose so niederschmetternd. Immer und immer wieder kamen mir die Gesichter dieser beiden Menschen unter. Für mich hatte MS keine 1000 Gesichter. Sie hatte zwei.

Mutmacher

Egal, welche Diagnose, welcher Schicksalsschlag uns in unserem Leben erreicht, es ist wichtig, dass wir Vorbilder haben, an denen wir uns orientieren können. Menschen, die uns zeigen, dass alles möglich ist. Menschen, die uns auf ein gutes Leben hoffen lassen. Die meisten Krankheiten haben 1000 Gesichter. Wir sollten uns auf die konzentrieren, die uns anlächeln, die uns vergewissern, dass alles möglich ist, die uns Mut machen und die und zeigen, dass keines der 999 anderen unser Leben bestimmen muss. Ich bin in den letzten Monaten einigen jungen Menschen mit ähnlichen Diagnosen begegnet und habe mich lange mit ihnen unterhalten. Ich kann sie medizinisch nicht unterstützen, sie müssen ihren eigenen Weg finden, aber ich kann ihnen sagen: „Schau her, wenn du dir eines der 1000 Gesichter aussuchen kannst, orientiere dich an meinem, denn mir geht es gut.“

Verantwortung

Das war nicht immer so. Ich war wohl nie das abschreckendste Beispiel und dennoch gab es Phasen in denen es mir absolut nicht gut ging. Ich sah den Rollstuhl immer näher kommen, konnte mich schlecht orientieren, hatte große Gleichgewichts- und Sensibilitätsstörungen und eine Fußheberschwäche. Der Wandel begann, als ich anfing Verantwortung für mich, meine Krankheit und mein Leben zu übernehmen. Zehn Jahre lang habe ich das nicht getan, zehn Jahre lang habe ich die Verantwortung für meine Gesundheit an meine behandelnden Ärzte abgegeben. Zehn Jahre lang habe ich weggeschaut, wollte mich nicht zu intensiv mit dieser Krankheit beschäftigen und sie so lange es ging ignorieren. Doch es kam der Zeitpunkt, als mir plötzlich alles zu schnell ging, als ich mir nicht mehr sicher war, ob ich noch zum  Maturaball meiner Töchter gehen könne, als ich all die wunderschönen Dinge, die ich noch erleben wollte dahinschwinden sah…. In dem Moment, wurde meine Angst so groß, dass sie mein Antreiber wurde. Mein innerer Antreiber, endlich Verantwortung für mich und mein Leben zu übernehmen. Ich begann nach Lösungen zu suchen, ich öffnete mich für neue Bereiche die heute einen riesigen Einfluss auf mein Leben haben.

Die vier Säulen

Ich erkannte, dass es vier Säulen gab, die das Haus meiner Gesundheit tragen: Ernährung, Bewegung, Vitamin D und meine Gedanken. All das, was ich tue um diese vier Säulen zu stärken, teile ich in Zukunft hier mit dir. Ich möchte dir Mut machen, egal wo du grade stehst, egal wie es dir gerade geht. Du hast die Wahl: an welchem der 1000 Gesichter möchtest du dich orientieren?

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6 Kommentare
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Tobias Kammerlander
8. Juli 2021 8:04

Hi Stefan, 2008 die Diagnose und ich habe das erst jetzt durch Zufall gecheckt sorry.
Finde Deine Einstellung super wie Du damit umgehst.
Vielleicht wäre Cell-Re-Active-Training nach dem Theralogy Konzept für Dich interessant?! Ich durfte da schon viele tolle Erfahrungen machen.
Lass uns gerne wieder mal plaudern, wenn Du Lust dazu hast!?
Alles Gute weiterhin
Tobi

Admin
Stefan Hainzl
11. Juli 2021 18:10
Antworte auf  Tobias Kammerlander

Hi Tobi,
schön von dir zu lesen. 2008 bin ich damit aber auch nicht offen umgegangen, daher konntest du es nicht wissen. Ich bin erst jetzt damit an die Öffentlichkeit gegangen und habe mich entschieden über meinen Weg ein Buch zu schreiben um anderen Menschen Mut zu machen. Mir gehts ja zum Glück wieder so gut wie vor 15 Jahren. Freu mich wenn wir uns mal hören.
Alles Liebe, Stefan

Peter Modler
3. Februar 2022 19:35

Sehr geehrter Herr Dr. Hainzl! Heute vormittag wurde Ihr Buch in einem Radiosender vorgestellt. Können Sie mir sagen, in welchem Sender das lief? (zum Nachhören) – Danke

Admin
Stefan Hainzl
3. Februar 2022 20:08
Antworte auf  Peter Modler

Lieber Herr Modler,

ja klar, sehr gern.
Das Interview lief im Radio Oberösterreich. Hier ist der Link zum Nachhören. Viel Freude dabei.
https://ooe.orf.at/player/20220203/OSVO1/1643889821000

Maria Leitgeb
19. Juli 2022 17:57

Danke für diese Worte …. und danke, dass Du Deine Gedanken und deine Erfahrungen teilst. Das hilft am Tiefpunkt ein Licht am Tunnel zu sehen …..

Admin
Stefan Hainzl
20. Juli 2022 8:24
Antworte auf  Maria Leitgeb

Danke, Alles Gute

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Ich bin Stefan, 45 Jahre alt, selbstständiger Mediziner und ÖSV Teamarzt der Nordischen Kombinierer. Verheiratet und Vater von drei Töchtern. Seit 2008 lebe ich mit der Diagnose MS. Ich nehme dich hier mit auf meine Reise in ein gesundes, beschwerdefreies Leben und teile all die Dinge mit dir, die mein Leben positiv beeinflussen und so auch deines verändern können.
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